Gott sei Dank waren die Tage in diesem November 2020 bislang ja nicht so grau.
Von vielen Menschen und auch aus eigener Erfahrung weiß ich, dass die Monate November und Dezember mit ihren grauen, nebelverhangenen Tagen mächtig aufs Gemüt schlagen und die Lebensfreude stark dämpfen können. Besonders wer alleine lebt oder neu in eine Stadt gezogen ist, wie jetzt viele Studierende in Bochum, kämpfen in diesen Tagen oft fröstelnd gegen das unangenehme Gefühl von Einsamkeit an, und mancher fürchtet sich besonders in diesem Jahr des Lockdowns vor den Advents- und Weihnachtswochen.
Nun sind die Advents- und Weihnachtstage nicht der Nabel der Welt. Aber sie sind eben doch für viele Menschen in unseren Breitengraden trotz religiöser Indifferenz mit Gefühlen von Sehnsucht nach Wärme, Geborgenheit und Liebe belegt. Für viele Westeuropäer, auch nichtchristliche, ist es schlicht DAS FEST.
Man kann darüber philosophieren und forschen, warum das so ist und kritisieren, dass in dieser Fokussierung ein nicht mehr zeitgemäßer Ausdruck christlicher Dominanz in einer inzwischen eher multikulturellen Gesellschaft sichtbar wird. Schließlich feiern Teile der Bevölkerung im Deutschland des 21. Jahrhunderts auch andere religiöse Feste wie das islamische Zuckerfest oder das jüdische Chanukka-Fest.
Aber all das ändert für viele Menschen an der besonderen Gefühlslage, den Wünschen nach Nähe und der Furcht vor dem Alleinsein in dieser Zeit am Ende des Jahres wenig, wenn die Straßen still und ruhig in festlichem Lichterglanz in der Dunkelheit liegen, und jeder weiß, dass viele Familien und Freunde an ihren Festtafeln in den glitzernden Weihnachtswohnzimmern unterm Weihnachtsbaum sitzen.
Seit Wochen beschäftigt mich wie viele andere auch deshalb die Frage, wie wir einander in diesen Zeiten des Social Distancing Wärme und Verbundenheit schenken können und wie wir uns und anderen gerade Advent und Weihnachten große Gefühle und schöne Momente bereiten können.
Bereits im März und April dieses Jahres sind viele gute Ideen entstanden, wie menschliche Nähe trotz Kontaktbeschränkungen erhalten werden kann, die aber zumindest bei mir angesichts des Sommers mit seinen Möglichkeiten, sich zu treffen, schnell wieder in Vergessenheit geraten sind.
Ich habe also begonnen, Nachforschungen anzustellen, gute Ideen aus der Zeit des ersten Lockdowns wieder ausgegraben. Eine Idee, die des Schweizer Regisseurs Lukas Maeder, hat mich besonders angesprochen. Am 29. April veröffentlichte er seine Idee, per Videocall einen Menschen mit einem Geburtstagsgruß zu überraschen.
„Das Briefing war sehr simpel: Die jeweiligen Protagonisten sollten zuhause im Dunkeln vor ihrem Laptop sitzen, ein Videoprogramm starten und mindestens fünf Sekunden im Dunkeln warten, bis sie eine Kerze anzünden und sich dann ganz fest freuen. Fast alle angefragten Personen waren sofort dabei.“
(zitiert nach https://www.swisscom.ch/de/magazin/digitalisierung-im-alltag/menschliche-naehe-trotz-corona/ vom 24.11.20)
Ich war gerührt und fühlte, wie ein paar Tränchen sich meiner bemächtigen wollten. Ja, dachte ich, so kann es gehen – auch jetzt in der Advents- und Weihnachtszeit, wo viele sich einsamer als sonst fühlen: Einen Videoanruf, eine Videokonferenz verabreden und sagen „Hallo! Ich habe eine Überraschung für Dich! Halte Dir doch einmal kurz die Augen zu….“ Und dann erscheinen Verwandte, Freunde und Freundinnen, Leute aus der Nachbarschaft mit ihren Kindern und grüßen fröhlich einer nach dem anderen…
Einfach mal raus aus der Komfortzone und sich vernetzen, um Freude zu bereiten. Wer wissen will, wie es geht, schaue einfach mal unter dem Link
https://www.swisscom.ch/de/magazin/digitalisierung-im-alltag/menschliche-naehe-trotz-corona/
Brigitta Haberland, 7.12.2020