Etwa 90 Studierende und Lehrende der EvH fanden sich am 7. Oktober 2019 bei der von BODYS (Bochumer Zentrum für Disability Studies) ausgerichteten Dialogveranstaltung „Über Sozialhelden und Leidmedien“ ein, zu der der Berliner Behindertenaktivist, Autor und Medienmacher Raúl Krauthausen (Foto) gekommen war.
Nach der Eröffnung durch EvH-Prof. Dr. Theresia Degener (Foto) stellte Krauthausen in seinem kurzweiligen Vortrag das Konzept „Design Thinking“ und die „Sozialhelden e.V.“ vor. Die Sozialhelden sind ein Team mit behinderten und nichtbehinderten Menschen, welche innovative Lösungen für eine barrierefreie Umwelt und Inklusion entwickeln.
Das Team stellte eine Reihe von Projekten auf die Beine, u.a. „Wheelmap“, eine interaktive Landkarte mit Angaben zu rollstuhlgerechten Orten, „Elevate“, das Daten zu Aufzügen an Bahnhöfen liefert, „TV für alle“, eine Website mit Angaben zur Barrierefreiheit von TV-Sendungen, und „Gesellschaftsbilder“, eine diskriminierungsfreie Fotodatenbank vor allem zum Thema Behinderung.
Das bedeutendste Projekt ist „Leidmedien“, eine Website, die sich in erster Linie an Journalist_innen und Medienschaffende richtet und Leitfäden zu einer angemessenen Berichterstattung über behinderte Menschen liefert. In diesem Zusammenhang wurde in der Dialogveranstaltung Artikel 8 der UN-Behindertenrechtskonvention thematisiert, in dem die Bewusstseinsbildung der Gesellschaft für behinderte Menschen mit dem Ziel des Abbaus von Vorurteilen und Klischees im Zentrum steht.
Mit Blick auf die Berufsfelder, auf die sich die Studierenden der EvH vorbereiten, übte Raúl Krauthausen Kritik am Begriff „Heilerziehungspflege“: „Ich will weder geheilt noch erzogen noch gepflegt werden. Behinderte Menschen wissen selbst, was sie brauchen. Ich erwarte von Menschen, die in diesem Beruf arbeiten, ein besonderes Maß an Demut über das Ausmaß der eigenen Macht.“
Degener bestätigte im anschließenden Publikumsgespräch Krauthausens Einschätzung, dass Deutschland in Sachen Inklusion enormen Nachholbedarf habe. Sie fand aber lobende Worte für die Evangelische Hochschule RWL, die die UN-Behindertenrechtskonvention im Fokus habe und sie in den pädagogischen Studienfächern in drei Prüfungen berücksichtige. Die Dialogveranstaltung erhielt aufgrund ihrer besonderen Praxisnähe und der thematischen Verwandtschaft zu den Inhalten der EvH-Studiengänge eine sehr positive Resonanz.
Eine Beschreibung der verschiedenen Projekte der „Sozialhelden“ findet sich auf der Website unter dem Link https://sozialhelden.de/
Gudrun Kellermann