Am Mittwoch Abend erlebten zahlreiche Interessierte via YouTube, wie sich EvH-Lehrende und -Studierende in Science Slammer_innen verwandelten und Spannendes präsentierten, was in Forschung und Lehre wichtig ist. Themen wie Inklusion, Barrierefreiheit, Sexualität und soziale Ungleichheit...
Um 18 Uhr wurden die digital Anwesenden von Poetry Slammerin, Lyrikerin und Autorin Jule Weber (https://www.evh-bochum.de/artikel/interview-mit-poetry-slammerin-jule-weber.html) begrüßt, die den Slam aus dem EvH-Studio, lediglich umgeben von einem Team aus Orga und Technik, moderierte. "Wir stellen uns mal vor, es gebe jetzt hier ganz viel Applaus", motivierte sie alle Beteiligten gut gelaunt.
Die Vorgeschichte - zwei Jubiläen
Die Vorgeschichte des ersten EvH-Science Slam klärte sie mit Prof. Dr. Kathrin Römisch (Foto links), die auf zwei wichtige Jubiläen verwies: das 700-Jahr-Jubiläum der Stadt Bochum (Jule Weber: "Ganz schön alt eigentlich!") und den 50. Geburtstag der Evangelischen Hochschule RWL. "Beide", so Römisch, "wollten wir zum Anlass nehmen, um den Bürger und Bürgerinnen einmal nahe zu bringen, was wir hier so machen an der EvH."
Leider natürlich seien corona-bedingt sämtliche Präsenz-Veranstaltungen abgesagt und daher das digitale Format gewählt worden. "Und weil hier bei uns an der Hochschule Inklusion immer ein Riesen-Thema ist und wir bei vielen Events auf Barrierefreiheit achten, sollte das heute Abend auch so sein." Möglich machten dies Schrift- und Gebärden-Dolmetscherinnen, die während aller Beiträge zugeschaltet waren, sodass Menschen mit verschiedenen Beeinträchtigungen zuhören, zusehen und teilhaben konnten.
Science Slam - aber kein Wettbewerb
Worauf aufgrund der Rahmenbedingungen auch verzichtet wurde, war das Wettbewerbsformat, das eigentlich bei Poetry Slams üblich ist. "Für mich wäre es heute schwierig, ohne anwesendes Publikum abzustimmen", erläuterte Jule Weber. Und auch eine Applaus-Abstimmung war technisch zu schwer umzusetzen. Aus diesem Grunde gelte es schlicht, "sich darauf zu fokussieren, die Beiträge zu genießen".
Den Anfang machten Anna Heitmann und Rümeysa Yildirim, EvH-Studierende der Heilpädagogik und Inklusiven Pädagogik. Anhand einer Zeitreise ins Jahr 2040 erläuterten sie den Zuschauer_innen und -hörer_innen, warum Barrierefreiheit soviel mehr sei als "ein Fahrstuhl im Bahnhof, der oft nicht funktioniert". Gehe es doch nicht zuletzt um Verständlichkeit, Wahrnehmbarkeit und Bedienbarkeit im weitesten Sinne. Ein "Beitrag, passend zur Umsetzung der heutigen, barrierefreien Veranstaltung", lobte Jule Weber und verriet, dass sie selbst in den vergangenen Monaten der aufgezwungenen Ruhe Gebärdensprache gelernt habe.
Dazu gehören - in jeder Hinsicht
Während Prof. em. Dr. Hildegard Mogge-Grotjahn in ihrem Beitrag „Ich möchte gerne dazu gehören! Über Identität(en) und Ungleichheit(en)" auf gewohnt humorvolle Weise ihren persönlichen "Intersektionalitätsindex" ermitteln ließ, reimten Sarah Krumm, Luca Pötter, Wiebke Scholl und Noemi Nepple (ebenfalls Studierende HP/IP) zum Thema "Stigmatisierung und Inklusion". Eine Besonderheit: Sie hatten zuvor mit tatsächlich von Sehbehinderung und Muskeldystrophie betroffenen Menschen Interviews geführt, um für ihren Auftritt zu recherchieren.
Die zentrale Frage zu ihrem Slam-Beitrag "Lasst uns über Sex sprechen" stellte Prof. Dr. Kathrin Römisch gleich zu Anfang selbst. "Darf man eigenlich an einer Hochschule in kirchlicher Trägerschaft über Sex sprechen?" Die Antwort: Ja, man darf - und man muss es sogar. Vor dem Hintergrund ihres Forschungsprojekts ReWiks (https://www.evh-bochum.de/artikel/projekt-rewiks-grosse-inklusive-abschlusstagung.html) informierte Römisch über die sexuelle Selbstbestimmung von Menschen mit geistiger Beeinträchtigung, die in vielen Einrichtungen noch sehr zu wünschen übrig lasse. Nicht allein, dass ihnen häufig der Zugang zum Internet verwehrt bleibe. Fehle es doch auch an Privat- und Intimsphäre.
Kultur - bald immer barrierefrei?
Den Abschluss des Abends machten Muriel Schuff und Paulina Bulla (Studierende HP/IP) mit ihrem Slam-Beitrag "Wissenssnack Psychologie". Jule Weber zeigte sich im Nachhinein froh, dass es keine Wettbewerbsabstimmung gegeben habe. "So können wir alles gleichermaßen so stehen lassen, anerkennen und bewundern." Sie äußerte die Hoffnung, dass es immer üblicher werde, Kulturveranstaltungen barrierefrei zu präsentieren. "Und dass wir uns bald wieder zum nächsten EvH-Science Slam treffen - hier in diesem Internet oder irgendwo in der richtigen Welt."